Lesung im Café Miesche

Auf Einladung der Förder- und Wohnstätten gGmbH in Kettig las der Autor Dr. Alfred Marmann aus seinem jüngsten Roman „Brunos Pfade“. Marmann, in Kettig wegen seiner langjährigen Berufstätigkeit für die Facheinrichtung kein Unbekannter, hatte viele Gäste angelockt und so konnte er vor einem ausverkauften Auditorium im gemütlichen Café sein Werk präsentieren. Dies gelang ihm mit großem Engagement, er zog die Zuhörerschaft in seinen Bann, was aber auch an der spannenden Geschichte lag, aus der er einen unterhaltsamen Querschnitt ausgewählt hatte.

Gerne folgte man ihm auf Brunos Pfade. Bruno Fröhlich wächst bei seiner Tante auf. Besonders durch seine fehlende Kommunikation weicht er von den üblichen Normen ab. Im dörflichen Milieu kennt man seine Eigenheiten und weiß mit ihm umzugehen. Als Erwachsener wechselt er in eine Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung, gerät damit in eine fremde Welt. Er ist orientiert und verkehrssicher, kann sich insofern ohne Aufsicht in der Öffentlichkeit bewegen. Er agiert ähnlich weiter, wie er es aus seiner Kindheit und Jugend gewohnt war. Verschiedene Aktionen von Bruno bleiben bei seinen Gegenübern aber unverstanden, provozieren Feindseligkeit. Sein Betreuungspersonal gerät in eine Belastungsprobe, steht vor der Frage, ob er in eine geschlossene Abteilung platziert werden muss. Das Team entscheidet sich mit dem Projekt „Brunos‘ Pfade“ für eine individuelle Begleitung: Maxi, der Rocker im Team, taucht mit Bruno ab in dessen Welt, erlebt kuriose Geschichten, die ihm dabei helfen, Brunos‘ Handeln zu verstehen.

Alfred Marmann

Marmann, dem es mit seinem Buch unter anderem darum geht, Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung abzubauen, rundete das Thema mit etlichen Anmerkungen zu diesem komplexen Themenkreis ab. Wiewohl Bruno nicht verbal kommuniziert, so steht er aber doch durch sein Handeln mit seiner Umwelt in einer Wechselwirkung. Dabei kann man feststellen, dass nicht alles so ist, wie es zunächst zu sein scheint. Der Autor wies mit dem Fetalen Alkoholspektrums Syndrom auf ein Problem hin, das gesellschaftlich allzu oft ignoriert wird. Es geht dabei um Alkohol während der Schwangerschaft, der das ungeborene Leben schädigen kann, zum Teil mit erheblichen unumkehrbaren Schädigungen, die zu lebenslangen Behinderungen führen.

Rolf Stamm, Bereichsleiter für Teilhabe am Arbeitsleben, dankte dem Autor für die Lesung, deren Erlös nun zu Gunsten der Klient*innen der Facheinrichtung geht. Diese hatten anspruchsvolle Produkte vorbereitet, die Marmann als Gastgeschenk

Anstelle einer Gage zum Abschluss des höchst interessanten und gemütlichen Abends mitnehmen durfte.